Das Jahr 2020 war auch für die Forscherinnen und Forscher von Polar Bears International durch die globale Corona-Pandemie und damit verbundenen Reisebeschränkungen und Quarantänerichtlinien ein ungewöhnliches Jahr. Die Arbeit im Feld war dadurch nur sehr reduziert möglich, was großen Einfluss auf wichtige Untersuchungsergebnisse hatte. So konnte beispielsweise die jährliche Besenderung mit GPS- Halsbändern, die u.a. von Hellabrunn unterstützt wird, nicht im gewohnten Ausmaß stattfinden. Zwar konnten nur wenige neue Eisbär-Weibchen mit GPS-Senderhalsbändern ausgestattet werden, dennoch wurden natürlich die bereits im Bear Tracker Program involvierten Bärinnen in der kanadischen Hudson Bay weiter beobachtet. So auch Tenya, die Eisbärin, deren Sender im Herbst 2019 durch den Tierpark Hellabrunn finanziert wurde. Das genaue Alter Tenyas ist nicht bekannt. Zum Zeitpunkt der Besenderung wurde sie von ihrem im selben Jahr geborenen Jungtier begleitet. Die Sender sind technisch so ausgestattet, dass sie für rund zwei Jahre regelmäßig Bewegungsdaten der Eisbärinnen liefern.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Polar Bears International liegt auf der Untersuchung von Wurfhöhlen, in denen die Eisbärin ihre Jungen zur Welt bringt und die ersten Monate versorgt. Aufgrund der hohen Jungtiersterblichkeit von rund 50 Prozent sowie einer sehr niedrigen Reproduktionsrate ist der Schutz der Höhlen ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Eisbärenbestände. Dabei stellen die Ausweisung von Eisstraßen für Öl- und Gasbohrungen ebenso wie die Störung durch tieffliegende Flugzeuge eine erhebliche Lebensraumbedrohung dar.
Derzeit werden vor allem Kamerafallen genutzt, die aufgestellt werden, während die Eisbärinnen und ihre Jungen in der sicheren Höhle den Winter verbringen. Verlassen sie die Höhle nach einigen Monaten, können die Experten von Polar Bears International an Hand der Bilder den Gesundheitszustand der Bären erkennen. Diese Art der Beobachtung ist sehr aufwendig und nur ein kleiner Teil der Wurfhöhlen kann überwacht werden. Die Auswertung von Wärmebildern, die aus der Luft überwiegend von Öl- und Gasfirmen gemacht wurden, um geeignete Bohrungsstandorte zu finden, hat ergeben, dass rund 55 Prozent der Wurfhöhlen auf diesen Aufnahmen nicht erkannt wurden.
Als Arctic Ambassador Center beteiligt sich Hellabrunn erneut am Internationalen Eisbärentag, der in diesem Jahr ganz im Zeichen der Wurfhöhlen steht. Mittels einer bestimmten Radartechnologie, die durch Abtastung der Erdoberfläche ein zweidimensionales Bild der Erdoberfläche liefert, könnte die Identifizierung von Wurfhöhlen unter einer hohen Schneedecke maßgeblich erleichtert werden. Hellabrunn sammelt zur aktiven Unterstützung dieser wichtigen Forschungsarbeit und anlässlich des internationalen Eisbärentags Spenden unter dem Stichwort „Eisbär“ auf dem Hellabrunner Artenschutzkonto.
„Der natürliche Lebensraum von Eisbären schmilzt den Tieren wortwörtlich unter den Pfoten weg – als Bildungseinrichtung können wir nicht oft genug auf den wichtigen Schutz und Erhalt bedrohter Tierarten aufmerksam machen.“, so Julia Knoll, in Hellabrunn für Umweltbildung und Artenschutz zuständig. In der Hellabrunner Polarwelt leben derzeit drei Eisbärinnen – Giovanna seit 2008 und seit Ende 2020 Nuna und Nanook. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase verstehen sich die drei inzwischen sehr gut und interagieren und spielen häufig miteinander.
Auf der Website von Polar Bears International können die besenderten Eisbären verfolgt werden: https://polarbearsinternational.org/polar-bears/tracking/
Unter dem Stichwort „Eisbär“ kann die Zusammenarbeit mit Polar Bears International mit einer Spende auf das folgende Konto unterstützt werden:
Spendenkonto für Artenschutz
Stadtsparkasse München
IBAN: DE 55 7015 0000 1001 9163 50
SWIFT-BIC: SSKMDEMM