Da mehr als die Hälfte der gesamten Weltpopulation des Rotmilans in Deutschland brütet, trägt die Bundesrepublik eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Greifvögel. Der weiträumige Anbau von Mais, Raps und Wintergetreide macht dem Rotmilan die Nahrungssuche in vielen Regionen schwer, denn in hoch und dicht aufgewachsenen Anbaukulturen lassen sich Beutetiere weder einfach entdecken noch greifen, was zur Folge hat, dass der Nachwuchs nicht mehr richtig ernährt werden kann.
Ziel des Schutzprojektes „Rotmilan - Land zum Leben“ ist die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Landschaftsstruktur und geeigneten Lebensraumbedingungen für Rotmilane. Hier kommt der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) ins Spiel: Wo suchen Rotmilane ihre Nahrung während der Brutzeit? Wie muss ein Rotmilan-Revier beschaffen sein, damit die Vögel erfolgreich brüten können? Welche Landschaftspflegemaßnahmen steigern den Bruterfolg? Um Fragen wie diese beantworten zu können, haben die Experten des DDA in drei verschiedenen Projektregionen in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen etwa 30 Rotmilane mit GPS-Sendern ausgestattet. Die Sender ermöglichen es, die Flugwege und Aufenthaltsorte der Milane genau aufzuzeichnen und erlauben faszinierende Einblicke in das Leben der Hellabrunner Schützlinge Herbert, Pinocchio, Karin, Hans sowie ihrer Artgenossen.
Tierpark-Direktor Rasem Baban freut sich: „Es ist sinnvoll und gut, dass sich Hellabrunn über den eigenen Tierbestand hinaus an derartigen Artenschutzprogrammen beteiligt. Nur durch professionell organisierte Erhaltungsprojekte können nachhaltige Erfolge insbesondere im ornithologischen Umfeld erzielt werden. Als Naturschutz- und Bildungseinrichtung für weltweite aber auch heimische Biodiversität sehen wir uns in der Pflicht, den Erhalt und die Erforschung dieser bedrohten und hauptsächlich in Deutschland verbreiteten Tierart mittels Patenschaft zu unterstützen.“
Inhaltlich flankiert wird die Patenschaft durch die Rotmilan-Wanderausstellung der Deutschen Wildtier Stiftung, die vom 04.12.2018 – 27.02.2019 im Hellabrunner Artenschutzzentrum zu sehen ist und das Leben des Rotmilans in Deutschland im Spannungsfeld von Anforderungen an das heimische Habitat, Reiserouten der Tiere und Herausforderungen aufgrund einer veränderten Agrarwirtschaft skizziert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Schutzprojekt sollen regelmäßig in die edukativen Kommunikationskanäle des Tierparks einfließen.