Viele Menschen denken beim Artenschutz zuerst an Tiger oder Gorilla, dabei sind auch 64 Prozent aller einheimischen Haus- und Nutztierrassen gefährdet. Dem Schutz dieser Tiere widmet sich der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) im Rahmen eines gemeinschaftlichen Nutztierrassen-Projekts nun vermehrt: Die wissenschaftliche Erhaltungszucht und das Populationsmanagement bedrohter Nutztierrassen in deutschen Zoos soll künftig zentral koordiniert werden, sodass heimische Tierarten erfolgreicher als bisher nachgezüchtet werden können. Die Gefährdung und der Schutz von Haus- und Nutztierrassen soll zudem fester Bestandteil in den Unterrichtsangeboten der deutschen Zooschulen werden.
Mit Agrarwissenschaftlerin Dr. Julia Drews wurde eigens eine verantwortliche Projektkoordinatorin mit Sitz im Tierpark Arche Warder, Europas größtem Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen, eingestellt. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. „Die Bewahrung alter Haus- und Nutztierrassen ist wichtig, weil sie genügsam und wetterhart sind und eine bessere Immunabwehr als klassische Hochleistungsrassen haben. So können die alten Rassen auch eine Antwort auf künftige Herausforderungen sein: Durch ihre größere genetische Variabilität können sie besser auf Veränderungen in puncto Klima oder Produktion reagieren“, erklärt Prof. Dr. Dr Kai Frölich, Direktor des Tierparks Arche Warder.
Auch Hellabrunn setzt sich für den Erhalt der heimischen biologischen Vielfalt ein und stellt für das Nutztierrassen-Projekt fortan jährlich Daten seiner Nutztierbestände zur Verfügung. „In unserem Mühlendorf erleben unsere Besucher ursprüngliche und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Ob Augsburger Hühner, Murnau-Werdenfelser Rinder oder Meißner Widder: Sie alle sind Teil der wunderbaren, heimischen Biodiversität, die es unbedingt zu erhalten gilt. Zoologische Einrichtungen können hierfür einen wertvollen Beitrag leisten“, so Rasem Baban, Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn. In diesem Jahr war die Zucht der zum Teil stark gefährdeten Nutztierrassen mit zwölf Ferkeln der neuseeländischen Kunekune-Schweine, einem Küken der Ungarischen Lockengans, drei Jungtieren bei den Dahomey-Zwergrindern und zweifachem Nachwuchs bei den Girgentana-Ziegen bereits sehr erfolgreich.